Portal-Horror für freie Künste

Schwarz-Weiss Bild einer riesigen Uhr, davor die Silhouetten einer Gruppe von Menschen

Portale sind eine gute Gelegenheit um Fördermittel zu verbrennen Zeit zu verschwenden. Auch in der Kunst. Und gerade als Selbstständige.

Oder zumindest sind große Webprojekte sehr gute Gelegenheiten Fördermittel vorbei an den Bedarfen der Zielgruppe auszugeben, was teils zu ausgewachsenem Mehraufwand für die Kulturschaffenden führt.

Aus unserer Sicht gibt es gerade seit Beginn der Pandemie immer mehr Vorhaben mit ähnlichen Zielen: Künstler*innen zu gewinnen irgendwelche Online-Profile zu aktualisieren. Das ist ein Problem. womöglich nicht zielführend – für die Betreiber*innen genauso wenig, wie für die Künstler*innen.

Deshalb sind wir angetreten; es besser zu machen.

Mit unseren websites.fuer.figuren.theater und der dazugehörigen Beispiel-Anwendung figuren.theater. Später mehr dazu.

Um wen geht es?

Es geht hier um die ganz grundlegende Motivation figuren.theater an den Start zu bringen und weiterzuentwickeln – ohne jetzt allen, die große Webportale bauen, auf die Füße treten zu wollen. :)

Es war schon in der Vergangenheit Usus, dass Verbände und Vereine in der Szene, die sich als Lobbyorganisationen verstehen, ihre Mitglieder*innen eingeladen und gebeten haben regelmäßig Inhalte für ihre Webportale beizusteuern. So geschehen beim VDP, der UNIMA, der FIDENA und lokalen und regionalen Vereinen wie z.B. der LanZe in Sachsen-Anhalt.

Aus unserer Sicht gibt es in diesem Spiel drei Mitspieler:

  • die „Großen“, die sich freuen, dass ihre Portale regelmäßig mit neuen Inhalten befüllt werden,
  • die „ganz Kleinen“, die sich freuen, dass in ihrer Stadt etwas los ist und man das im Netz auch findet.
  • Und zuletzt – die dazwischen, die Künstler*innen. Um sie geht es mir.

Als freischaffende Künstlerin bin ich selbst eingeladen regelmäßig meine Premieren, meine Spieltermine und gerne auch aktuelle Meldungen bei allen meinen Vereinen zu publizieren, wo ich Mitglied bin. In meinem Fall sind das drei und 20 semi-freiwillige Portale, die dort mit meinem Content zum Teil auch noch Geld verdienen.

Also konkret: Die Guten, von den Großen

Die, denen ich meine Inhalte gerne gebe, weil sie (im weitesten) in meinem Sinne handeln:

  • FIDENA
    • Premieren
  • VDP
    • Produktionen
    • Spieltermine
  • LanZe
    • Produktionen

Die Ziele, die solche Organisationen mir ihren Portalen verfolgen, sind unterstützenswert und auch in meinem Sinne. Ich unterstelle, dass es jeder ihrer bestehenden und neuen Plattformen u.a. darum geht:

  • die öffentliche Wahrnehmung für die Szene zu stärken
  • die Politik mit Beispielen zu versorgen, à la „Schaut mal hier, wie divers unsere Kulturlandschaft ist.“
  • allen Kulturschaffenden zu mehr Publikum zu verhelfen
  • dem Publikum mehr Angebote zu machen

Das ist super. Ich will es auch.
Aber mit anderen Mitteln.

Und dann: Die anderen Großen, zu deren finanziellem Gewinn ich maßgeblich beitrage

Ganz klar in der Hoffnung selber größere Reichweite und damit bestenfalls mehr Einnahmen durch mehr Publikum zu erzielen.

  • facebook
    • Spieltermine
    • Aktuelle Meldungen
    • Am besten Alles aus meinem Leben
  • Instagram
    • Aktuelle Bilder aus den Meldungen
  • eventbrite
    • Spieltermine
  • twitter
    • Aktuelle Meldungen
  • Regionale und lokale Kulturportale, wie es sie überall gibt; in meinem Fall 7, wo ich regelmäßig mein Zeug eintrage oder einschicke
    • Spieltermine
    • teilweise auch aktuelle Meldungen

Das ist jetzt alles schon ein Horror mit den unzähligen Seiten auf denen man sich regelmäßig eintragen muss.

freischaffende Figurenspielerin Julia Raab

Für die Entwicklung von figuren.theater ist es unser Ziel viele Portale zu bündeln, denen Ihr Eure Inhalte (eh) zur Verfügung stellt, damit wir zukünftig alle möglichst viele Portale von unserer Plattform aus bestücken können. Und ihr – genau wie ich – viel Zeit spart.

Wo tragt ihr Eure Inhalte überall ein?

Geht es euch ähnlich?
Verbringt ihr auch bald mehr Zeit am Bildschirm als auf der Probebühne?

Schreibt uns eure Kommentare & findet uns in den sozialen Netzwerken!

Neue Webportale

Aus Szenekreisen und Veröffentlichungen weiß ich, dass sowohl der VDP, die UNIMA als auch die LanZe neue Webportale für die Szene erspinnen oder schon daran arbeiten. Da kann ich nur hoffen.

Außerdem war ich vor Kurzem z.B. bei der Gründung eines überregionalen Theater-Netzwerks für die neuen Bundesländer im WUK Theater Quartier in Halle (Saale) mit dabei. Mal sehen was die sich noch für Portale ausdenken. Aber hey, das nur am Rande.

Wenn Spieltermine anstehen kostet mich das je Spieltermin ca. 1 Stunde, die ich benötige um alle Portale zu erfreuen.

Darüber was passiert oder passieren müsste, wenn Spieltermine kurzfristig ausfallen oder sich etwas an Zeit und Ort ändert, darauf möchte ich jetzt besser gar nicht eingehen.

Sollte also, von Wünschen nach Digitalisierung angetrieben, auch die Theaterszene anfangen alle 6 Monate ein neues überregionales Portal zu launchen, wird es für mich als „Content Lieferantin“ eng. Eine Monetarisierung meiner Arbeit ist auf keiner der Plattformen geplant, soweit ich weiß, und die Zeit für die Kunst wird mit steigender Online-Zeit zwangläufig immer knapper.

Es geht mir aber nicht ums Geld. Mir geht es vor Allem darum, dass die die mich vertreten, mir regelmäßig neue (unbezahlte) Arbeit bescheren, anstatt mich zu befähigen meiner künstlerischen Arbeit nachzugehen und meinen Overhead-Aufwand zu reduzieren.

Wäre ich ein Lobbyverband für Künstler*innen mit Online-Ambitionen würde ich:

  1. Unbedingt vermeiden alle Inhalte selbst zusammen zu tragen und aktuell halten zu wollen; und damit auf das gleiche Pferd zu setzen wie z.B.
  2. Webseiten an den Start bringen deren Redaktion nicht von der manuellen Unterstützung meiner Mitglieder*innen bzw. Zielgruppe abhängt.
  3. Meine Mitglieder*innen bei der Bewältigung ihrer Arbeit, z.B. ihres Online-Overheads unterstützen, um ihnen Zeit für ihre und damit unsere Kunst zu verschaffen.
  4. hoffentlich den workflow meiner Mitglieder*innen gut genug kennen, um sie gezielt zu unterstützen.

Mit genau diesen Ansprüchen wollen wir unsere Plattform an den Start bringen:

Es soll einfacher werden im Netz präsent zu sein, ohne dafür regelmäßig mehr und mehr Zeit aufwenden zu müssen!

Denn es geht auch anders

Das es auch anders geht, beweisen Plattformen wie wasgehtapp.de oder auch Google selbst. Beides Plattformen die von meinen Inhalten profitieren. Sie weiter verteilen, ohne dass ich sie selbst dorthin tragen muss. Die Plattformen bedienen sich meiner Inhalte, weil meine Website sie in maschinen-verstehbaren Formaten zur Verfügung stellt.

Formate und internationale Standards zum Austauschen von z.B. Kalender-Daten gibt es schon ewig – erzählt zumindest Carsten immer. Zugegeben, damit Google meine Inhalte findet mussten wir schon einigen Aufwand betreiben, aber seitdem läuft alles wie von allein. Bei wasgehtapp auch. Und bei figuren.theater selbstverständlich zukünftig auch.

Seit 2011 bietet meine Website juliaraab.de einen sogenannten RSS-Feed an (Was ein Really Simple Syndication-Feed ist, erklärt Wikipedia).

Seit ungefähr 2013 gibt es auch einen automatischen Kalender zum abonnieren mit all meinen Spielterminen. Aber dass einer von meinen o.g. Vereinen & Verbänden mal auf die Idee gekommen wäre, genau diese abonnierbaren Inhalte seiner Mitglieder*innen auf der eigenen Website darzustellen. Ätsch Pustekuchen! (um mal an dieser Stelle Astrid Lindgren zu zitieren)

Also bitte, das Netz ist eine Reihe von Computern. Lassen wir sie doch auch für uns arbeiten!

Um der Kunst Willen.


Bildquellen

[isc_list]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert